Now, that's cool.


1. Michael Cole
Um einfach mal mit einem provokanten Wort zu beginnen: Scheiße. Im Sinne von „Scheiße, ja! Ist das geil.“. Cole wurde cool, als er aus der Rolle sprang. Eigentlich war er stets der Kommentator, dessen einzige Ecke darin bestand, inflationär häufig das Wort „vintage“ zu benutzen. Ob es passte oder nicht. So wie Jan Delay „derbe“, Grönemeyer „Firmament“ oder Mark Medlock „Säcke“. Dann aber wurde aus Cole so was wie ein Antimark und damit hatte er nicht nur ein Gimmick, sondern einen Status auf dem Coolness-Firmament. Einen derben. Der Sack. Aber wie endcool war denn plötzlich dieser abgefahrene Turn auf die Seite der Smarks, als er alles und jeden bei den NXT Girls bashte? Das Konzept einer WWE Show während diese lief, als absoluten Müll beschimpfte? Also das aussprach, was sein angeblich so verhasstes Internet lauthals predigte? Wurde der Teufel zum Messiahs? Jesus zum Höllenboten? Wurde Michael Cole zu Michael Cool? Scheiße, ja!

2. Darren Young
Ha. Der Typ ist so witzig. Es gehört schon eine Menge dazu, aus einer Gruppierung geschmissen zu werden, in der Heath Slater akzeptiert ist. Klar war Darren Young seit seinem ersten Blick in die Kamera das Hassobjekt Nummer 1 der ersten NXT-Staffel – Hass nicht im Sinne von JBL oder CM Punk, also dem gut rüberkommenden Heel, sondern diesen Aldo-Montoya-Hass. Man wollte Darren Young treten, wenn man ihn sieht. Dann darf er aber plötzlich doch in dieser groß angelegten Storyline mitspielen und wird dort erfrischender Weise wie die größte Pussy dargestellt. Soweit so gut. Ehrlich. Cool wurde er aber erst nach seinem Rausschmiss, unser South Beach Party Boy. Denn er lehnte sich auf, er wurde böse, das Tier in ihm ächzte sich empor – im Main Event einer RAW-Show nach seinem Beatdown durch die ehemaligen Buddys tauchte er zu neuer eigener Musik auf, vermöbelte den Nexus und… verschwand. Kam einfach nicht wieder. Schwupps, und weg. Nicht, dass das schlimm wäre, aber cool ist diese Aktion allemal. Darren Young. Mal ehrlich…

3. Aloisia
Apropos „Schwupps, und weg“ – da war doch noch was. Man erinnere sich an Gestalten wie Kizarny, Abe Schwartz, Xanta Klause oder von mir aus auch an Sylvester Terkay. Alles so Gestalten, die kamen, absolut keinerlei Eindruck hinterließen und nach wenigen Auftritten wieder verschwanden. Würde es solche abwertenden Niederschriften nicht geben, mal ehrlich, wann hättet Ihr dann das letzte Mal von Eric Escobar, Gavin Spears, Ryan Braddock oder diesem anderen Typen, na…, achja, Ricky Ortiz gehört? Eben. Die waren einfach nicht cool. Die waren da und schwupps, wieder weg. Cool war Braden Walker, klar. Cool waren auch der Zombie oder Marty Garner. 2010 war jedoch das Jahr, in dem sie alle getoppt wurden. Sie haben ihren Meister gefunden und der ist 2,06 Meter groß, hat Titten, trägt den Namen Aloisia und war angeblich für Geld zu haben. Denn Aloisia, die wohl größte Sensation der WWE-Diven-Geschichte beschränkte ihre Karriere beim größten Arbeitgeber der Branche auf einen ca. 40-sekündigen Einspieler. Mal ehrlich, selbst Hade Vansen hatte ne Minute. Aber eben das macht Aloisia zum unwiderruflichen weiblichen Entertainer des Jahres und der unangefochtenen Miss Cool (ohne „Mc“ - wichtig) 2010.

4. Matt Hardy
Ach, der große Hardy-Spross ist doch so einer zum Liebhaben. So einer, der einfach mal einsteckt, dem Leben mal so richtig cool entgegenlacht und sich einfach nicht beschwert. Der Dinge so nimmt, wie sie kommen, sich selbst einzuschätzen weiß und  damit umgehen kann. Halt so dieser Typ, der gelassen Sachen hinnimmt und eben nicht gleich losrennt uns sich beschwert. Das wäre ja uncool. Rumzuheulen, bubimäßig zu provozieren und zu versuchen, Mitleid über mediale Plattformen zu erzeugen, die einem historisch bedingt hörig sind. So ist Matt Hardy nicht. Der spricht Dinge direkt an. Sagt was tacko ist. Ich bin dafür, dass Matt Hardy World Champion wird. Wirklich, fänd ich toll. Oder noch besser – in die Hall of Fame kommt. Am besten zusammen mit Marc Mero. Okay, jetzt mal ernsthaft: Das wirklich coole an Matt Hardy ist, dass er diese ganze Mitleids-Internet-Kiste tatsächlich durchzieht und das in Zeiten, in denen wahrscheinlich nach einer Entlassung nicht ein Fan mehr nach ihm chanten würde. Kurz ausrasten, wenn seine Musik ertönt, okay, da hab ich mich selbst noch bei erwischt. Ihn aber vermissen, wenn das eben nicht mehr geschieht? Diese Konsequenz ist echt cool, Matt.

5. The Usos
Wow – wer kommt als nächstes? Die Söhne vom Goon? Die Nichten der Bushwhackers oder gar die Großcousins der Blu Twins? Jey und Jimmy Uso – und jetzt passe man auf – sind die Söhne des Typen, der Steve Austin für The Rock überfahren hat. Dieser dicke Samoaner. Also einer von denen. Genau – und von dem die Söhne, das sind Jimmy und Jey Uso! Abgefahren. Entsprechend cool ist auch deren Run, der sie zwar zunächst in die Titelregionen des Tag Team Goldes brachte, ihre Anwesenheit aber mittlerweile auf die Tatsache beschränkt, dass ihre Begleiterin auf eine Handbewegung Santino Marella’s steht. Das ist schon irgendwie schräg, aber die ziehen das echt voll durch. Dünne Samoaner ohne… Samoaner-Gimmick. Das ist cool. Denken sie sich bestimmt auch selber, wenn sie ihr hoch dotiertes Programm mit Santino Marella abspulen. Zumindest wissen sie jetzt wie sich ihr Vater gefühlt hat, als er mit diesem untalentierten Scott-Taylor-Pimpf im Ring rumtanzen musste. Aber da galt das Hangover-Prinzip („er ist so lustig, weil er so fett ist“) und ist auf die Sprösslinge bei deren unsamoanischem Körperbau schwer anzuwenden. Aber die Cobra, die ist mal wirklich cool.

Zu erwähnen wären:
6. Vince McMahon
für die Entscheidung eine Diven-Staffel von NXT durchzuführen.
7. Der anonyme RAW-GM dafür, dass er vermutlich selber keine Ahnung hat, wer er denn nun eigentlich ist.
8. Die Gatecrashers für ihre monumentale 4-Wochen-Bewährungs-Storyline, deren Ende oder zumindest Sinn wir wohl erst nach Ernennung Mr. Kennedy’s zu Vince McMahon’s Sohn erfahren.
9. Skip Sheffield, weil er es geschafft hat, sich im wohl ungünstigsten Moment seiner Karriere selber außer Gefecht zu setzen.
10. Joseph Mercury für das unumstrittene Comeback des Jahres.

21.09.2010